Albrecht Schöne, der das nicht kleine Kunststück fertiggebracht hat, mit einer Faust-Ausgabe zu Feuilleton-Bekanntheit zu gelangen, legt ein neues Goethe-Buch vor. Für Schöne bin ich meinem Vorsatz untreu geworden, keine Goethe-Literatur mehr zu lesen, denn wenn es sich nicht gerade um eine germanistische, hoch spezialisierte Monographie handelt, liest man zu mindestens 80 % das, was man in den 50 Büchern zuvor auch schon gelesen hatte. Schöne allerdings hält, was ich von ihm erwartet habe, denn selbst dort, wo sein Buch langweilig ist, ist es das auf originelle Weise.
Schöne beschäftigt sich mit den Goetheschen Briefen mit einer extremen Pars-pro-toto-Methode: Er wählt aus den nahezu 15.000 bekannten Goethe-Briefen 9 (!) aus, zu denen er dann jeweils einen umfangreichen Kommentar liefert. Die ausgewählten Briefe umspannen das gesamte Leben Goethes: Es beginnt mit einem sehr formalen Aufnahmegesuch des pubertären Goethe in eine Gruppe adeliger Schöngeister und endet mit einem Brief an Wilhelm von Humboldt, den Goethe nur wenige Tage vor seinem Tod abgeschlossen hat. Weiterlesen auf Bonaventura …