Im Mannheimer Morgen schwelgt Kunsthallen-Direktorin Ulrike Lorenz in Erinnerungen an ihre einst angeblich „solide literarische Bildung“:
Ich besuchte die Goethe-Schule. Beim mündlichen Abitur musste ich mich zum deutschesten aller deutschen Sätze auslassen: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“ (Goethe, Faust I). Man hielt sich etwas zugute im Arbeiter- und Bauernstaat auf die Weimarer Klassik und den deutschen Idealismus. Ganz abgesehen davon, ich hatte eine wunderbare Deutschlehrerin, die sich um Staatsdoktrin wenig, aber umso mehr um eine solide literarische Bildung von uns Schülerinnen und Schüler kümmerte.
Wie mag jemand, der den „Faust“ wirklich einmal bis zu diesem Satz gekannt hat, auf den Einfall kommen, dies könne in der Tragödie erstem Teil stehen? Oder war die Abituraufgabe doch eine andere Stelle?
MEPHISTOPHELES. Sie ist gerichtet!
STIMME von oben.Ist gerettet!
Das wäre dann allerdings nicht „der deutscheste aller deutschen Sätze“ und würde auch eher nicht zum Idealismus „im Arbeiter- und Bauernstaat“ passen.
FAUST. […] Da muß sich manches Rätsel lösen.
MEPHISTO. Doch manches Rätsel knüpft sich auch.
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Ich könnte mir vorstellen, dass der falsche Zitatnachweis von der Redaktion eingefügt wurde. Was natürlich den groben Unfug vom „deutschesten aller deutschen Sätze“ auch nicht besser macht.