Goethe im Profil

Fliegende Goethe-Blätter

Goethe in der modernen Welt

Fokus von Goethes Werken verlegt

Das Delmenhorster Kreisblatt bringt die etwas verwirrenden Überschrift:

Haftjahre lenken Fokus von Goethe auf die Sprachsoziologie

Unwillkürlich zuckt der Kenner zusammen und fragt sich, wann Goethe denn im Gefängnis gewesen sein soll. Die Lektüre des zugehörigen Artikels beruhigt nur wenig:

Doch der charismatische Professor hatte noch mehr zu berichten. „Robben Island war für uns alle die beste Universität“, sagt Neville Alexander über seine Gefangenschaft. Fast vierzig Jahre seines Lebens hat er dem Kampf gegen die Apartheid gewidmet, von 1963 bis 1973 war er dafür auf Robben Island interniert. Die Gespräche mit anderen Häftlingen, darunter Persönlichkeiten wie Nelson Mandela, prägten ihn, erzählt Alexander.

Damals drängten die Rassentrennung und die Landverteilung als Themen, den jungen Forscher trieb aber schon die Sprachfrage um. Ursprünglich hatte er in Tübingen in Literaturwissenschaft promoviert – und spricht neben seiner Muttersprache Afrikaans und Englisch fließend Deutsch. Nach der Haft verlegte er den Fokus von Goethes Werken auf die Sprachsoziologie.

Das klärt zwar die Frage nach den „Haftjahren“, bringt aber die weitere Frage auf, mit welcher Autorität ausgestattet Neville Alexander den Fokus der Werke Goethes verlegt hat und ob er die Goethe-Forschung davon ausreichend in Kenntnis gesetzt hat. Zu erwarten ist jetzt wohl, dass alle existierenden Ausgaben der Werke Goethes nutzlos werden und wir ganz neue Texte erwarten müssen. Bleiben wir vorerst gelassen!

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