Hendrik Werner macht sich auf welt.de Gedanken über die Geschichte der Jackpot-Hysterie:
Werner kennt zahlreiche Details zum Thema:
Um 43 Millionen Taler ging es damals nicht. Immerhin aber um Gut Schockwitz, einen Landsitz in Schlesien, den die Hamburger Stadtlotterie 1797 als Hauptgewinn ausgelobt hatte. Zu den Spielern, die sich Hoffnungen machten, gehörte auch Johann Wolfgang Goethe.
In Briefen an Friedrich Schiller und Herzog Carl August schilderte er Tage vor der Ziehung schwelgerisch die Schönheit des schlesischen Landlebens, von dem er annahm, es stünde ihm unmittelbar bevor. Doch obwohl er gleich mehrere Losnummern erworben hatte, die er sich mit anderen Spielern teilte, ging er am Ende leer aus. Seine Enttäuschung verarbeitete er noch im selben Jahr in der Ballade „Der Schatzgräber“:
Traun, ein Goethe-Kenner!
Nur stimmt das leider alles nicht: Weder erwähnt Goethe in Briefen vor dem 12. Juni 1797, dem „ersten Ziehungstage der Hamburger Lotterie, welche wegen des berühmten Gutes Schockwitz diesmal so viele Menschen mehr interessirt“ (Goethe an Carl August, 12. Juni 1797), das schlesische Landleben, noch hat er in der bereits im Mai 1797 geschriebenen Ballade „Der Schatzgräber“ seine Enttäuschung über den Ausgang der Lotterie verarbeitet, noch gibt es – soweit ich sehe – überhaupt einen Beleg dafür, dass Goethe an der Lotterie teilgenommen hat, die er ausschließlich in dem oben zitierten Brief einmal erwähnt.
Mag sein, es soll ein Satire sein (die Überschrift will ich als Hinweis darauf gelten lassen); aber als Satire erkennt es natürlich nur, wer weiß, dass es erlogen ist. Vielleicht ist es auch ein Spiel nach dem Motto „Wer bemerkt’s?“, aber selbst dann ist es nicht besonders gelungen.
In Frankfurth hab ich wegen der Lotterie eine recht gute Addresse, nur muß ich um eine Art von kleinem pro memoria bitten, das ich dahin schicken kann. Von diesen, überhaupt unseligen, Dingen, die den gemeinen Geist des Menschen noch gemeiner, den verworrenen noch verworrener machen, hab ich keinen Begriff, ich würde sie abkaufen, denn dabey zu gewinnen ist nichts. (Goethe an Voigt, 31. Mai 1796)